In einem weit entfernten Land, tief in einem dichten, grünen Wald, lebte ein kleiner Drache namens Flämmchen. Flämmchen war ein ganz besonderer Drache, denn er war sehr schüchtern.
Während die anderen Drachen stolz durch die Lüfte flogen und Feuer spuckten, versteckte sich Flämmchen lieber hinter den Bäumen und beobachtete sie aus der Ferne.
„Warum traust du dich nicht, Feuer zu spucken?“, fragten die anderen Drachen oft. Doch Flämmchen wurde dann immer ganz still und senkte seinen Kopf.
Er hatte Angst, dass sein Feuer zu heiß, zu groß oder zu wild sein könnte. „Was, wenn ich jemanden erschrecke oder etwas kaputt mache?“, dachte Flämmchen immer wieder.
Eines Tages, als die Sonne golden durch die Bäume schien und die Vögel fröhlich zwitscherten, saß Flämmchen auf einem großen, flachen Felsen am Rande des Waldes.
Er beobachtete die anderen Drachen, die hoch über ihm flogen und kunstvolle Feuerschwaden in den Himmel malten. Flämmchen seufzte leise. „Ich wünschte, ich könnte das auch“, flüsterte er.
Plötzlich raschelte es hinter ihm, und eine freundliche Stimme sagte: „Warum so traurig, kleiner Drache?“ Flämmchen drehte sich überrascht um und sah eine kleine, bunte Fee, die auf einem Pilz saß.
Ihre Flügel schimmerten in allen Farben des Regenbogens, und sie lächelte ihn warm an.
„Ich bin Flämmchen“, stellte er sich schüchtern vor. „Und ich bin traurig, weil ich mich nicht traue, Feuer zu spucken wie die anderen Drachen.“
Die Fee nickte verständnisvoll. „Ich verstehe“, sagte sie sanft. „Aber weißt du was, Flämmchen? Manchmal muss man einfach ausprobieren, was man kann. Vielleicht ist dein Feuer ganz besonders.“
Flämmchen schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht… Was, wenn ich etwas kaputt mache oder jemanden erschrecke?“
Die Fee lachte leise. „Wir können es ja erst einmal ausprobieren“, schlug sie vor. „Nur du und ich, ganz in Ruhe. Wenn es dir nicht gefällt, hörst du einfach auf.“
Flämmchen zögerte, aber schließlich nickte er. „Na gut, ich kann es versuchen.“
Die Fee flatterte fröhlich auf und führte Flämmchen zu einer kleinen Lichtung im Wald. Dort standen viele bunte Blumen und kleine Steine, und es gab sogar einen kleinen Teich, der im Sonnenlicht glitzerte.
„Hier können wir üben“, sagte die Fee. „Versuche einfach, ein kleines bisschen Feuer zu spucken.“
Flämmchen nahm einen tiefen Atemzug. Er schloss die Augen, stellte sich eine winzige Flamme vor und pustete vorsichtig aus.
Erst passierte nichts, aber dann, ganz plötzlich, kam eine kleine Wolke glitzernder Funken aus seinem Maul. Sie tanzten durch die Luft und leuchteten in allen Farben.
„Wow!“, rief Flämmchen überrascht. „Das war wunderschön!“
Die Fee klatschte in die Hände. „Siehst du, Flämmchen? Dein Feuer ist etwas ganz Besonderes! Es ist kein gewöhnliches Feuer, es ist magisches Glitzerfeuer!“
Flämmchen konnte es kaum glauben. „Magisches Glitzerfeuer?“, fragte er ungläubig und pustete noch einmal. Wieder sprühten die bunten Funken, und diesmal landeten sie auf den Blumen, die daraufhin in noch helleren Farben zu leuchten begannen.
„Das ist ja unglaublich!“, rief Flämmchen begeistert. „Mein Feuer kann Glitzer und Farben machen!“
Die Fee lächelte. „Und es kann noch mehr. Dein Glitzerfeuer macht die Dinge nicht nur schöner, es bringt auch Freude und Lachen.“
Flämmchen konnte es kaum erwarten, sein neues Feuer den anderen Drachen zu zeigen. „Meinst du, sie werden es mögen?“, fragte er die Fee.
„Ich bin mir sicher“, sagte die Fee und zwinkerte ihm zu. „Wer könnte sich nicht über Glitzer und Freude freuen?“
Mit neuem Mut kehrte Flämmchen zu den anderen Drachen zurück. Sie waren gerade dabei, ihre Feuerkunststücke zu üben, als Flämmchen auf die Lichtung trat. „Ähm… Entschuldigung?“, rief er zaghaft.
Die Drachen schauten überrascht auf. „Was gibt es, Flämmchen?“, fragte einer der älteren Drachen freundlich.
„Ich… ich möchte euch etwas zeigen“, sagte Flämmchen, der immer noch ein wenig nervös war. Doch dann dachte er an die Fee und die glitzernden Funken, und sein Mut wuchs.
Flämmchen atmete tief ein und pustete dann so fest er konnte. Eine riesige Wolke aus glitzernden Funken und buntem Licht schoss aus seinem Maul und tanzte durch die Luft. Die anderen Drachen starrten mit großen Augen auf das leuchtende Spektakel.
„Das ist unglaublich, Flämmchen!“, riefen sie alle begeistert. „So etwas Wunderschönes haben wir noch nie gesehen!“
Flämmchen strahlte vor Freude. „Wirklich? Ihr mögt es?“, fragte er.
„Natürlich!“, sagte der älteste Drache und legte sanft seine große Pranke auf Flämmchens Schulter. „Dein Feuer ist einzigartig und bringt Freude. Das ist etwas ganz Besonderes.“
Von diesem Tag an hatte Flämmchen keine Angst mehr davor, sein Feuer zu zeigen. Er wusste jetzt, dass sein Glitzerfeuer die Welt schöner machte und die Herzen der Menschen und Drachen erfreute.
Abends, wenn die Sonne unterging und die Sterne am Himmel leuchteten, versammelten sich die Drachen um Flämmchen und baten ihn, sein Glitzerfeuer zu spucken. Die funkelnden Funken stiegen in den Nachthimmel auf und erhellten den Wald mit ihrem bunten Licht.
Flämmchen war glücklich und zufrieden. Er hatte nicht nur seine Angst überwunden, sondern auch erkannt, dass es in Ordnung war, anders zu sein. Sein Glitzerfeuer machte ihn zu etwas Besonderem, und er war stolz darauf.
„Gute Nacht, kleiner Drache“, flüsterte die Fee eines Abends, als sie ihn wieder auf der Lichtung besuchte. „Und vergiss nie: In jedem von uns steckt etwas Magisches.“
Mit einem Lächeln auf den Lippen und dem warmen Gefühl der Freundschaft im Herzen kuschelte sich Flämmchen in sein gemütliches Drachenbett und schlief ein, träumend von neuen, glitzernden Abenteuern.
Und so endete der Tag für Flämmchen, den schüchternen Drachen, der gelernt hatte, dass sein Glitzerfeuer nicht nur besonders, sondern auch wunderbar war.