Nach einem langen Sommer, war heute einer dieser ersten Abende, die kühler waren als die Abende der vergangenen Monate. Der Herbst kündigte sich an. Es wurde früh dunkel und die Sterne glitzerten bereits am klaren Abendhimmel.
Die Geschwister Greta und Tom lagen bereits im Bett. Die beiden teilten sich ein Zimmer. Ihr Bett war ein Stockbett. Tom schlief oben und Greta, die gerade sieben geworden war, lag unten.
Greta kuschelte sich in ihre Bettdecke und so langsam sollten die beiden mal zur Ruhe kommen und schlafen.
Greta und Tom sahen das ein bisschen anders. Sie erzählten sich Witze und Geschichten und waren nur ein bisschen müde. Greta gähnte.
„Ruhe jetzt, ihr beiden“, rief Gretas und Toms Papa vom Flur aus den beiden zu. Tom kicherte. Die Stimme seines Vaters klang gar nicht streng, sondern eher so, als wüsste er noch genau, wie viel Spaß es machte, abends vor dem Schlafen lustiges Zeug zu reden.
Greta trat mit ihrer Ferse von unten gegen die Matratze, auf der Tom lag. „Hey, lass das“, sagte Tom. Greta gab der Matratze über ihr noch einen kleinen Tritt und verhielt sich dann ruhig.
Auch Tom war still. Plötzlich, spitzten Greta und Tom fast zeitgleich die Ohren. Ein leises, fast kaum hörbares Rascheln kam von irgendwoher. Greta lauschte genauer.
„Tom, hörst du das?“ flüsterte sie zu ihrem Bruder,.
Tom hob den Kopf und lauschte. „Ja, da ist definitiv etwas“, antwortete er mit einem Hauch von Aufregung in der Stimme. „Lass uns nachsehen!“
Mit einem Gefühl der Neugier, das stärker war als jede Furcht, krochen Greta und Tom vorsichtig unter ihr Bett.
Doch anstatt auf die gewohnten Staubflusen und verlorenen Spielsachen zu stoßen, fanden sie sich plötzlich in einer völlig anderen Welt wieder.
Diese Welt war bunt, leuchtend und voller Leben. Überall funkelten Lichter wie Glühwürmchen in allen Farben des Regenbogens. Die Luft duftete nach süßen Früchten und einem Hauch von Schokolade.
Vor ihnen erstreckte sich eine Landschaft aus sanften Hügeln und kristallklaren Seen, über denen der Himmel in unzähligen Schattierungen von Blau und Violett schimmerte.
Riesige Blumen mit Blütenblättern aus Zuckerwatte wuchsen entlang eines funkelnden Pfades, der tief in die Monsterwelt führte.
„Willkommen in Monstropolis!“ rief plötzlich eine fröhliche Stimme. Greta und Tom drehten sich um und sahen ein großes, freundliches Monster mit blauem Fell und leuchtenden, neugierigen Augen.
Es trug eine bunte Latzhose, die mit kleinen Glöckchen besetzt war, die bei jeder Bewegung leise klingelten.
„Ich bin Mogli“, stellte sich das Monster vor und verbeugte sich spielerisch. „Und wer seid ihr, mutige Abenteurer, die den Weg in unsere Welt gefunden haben?“
„Ich bin Greta und das ist mein Bruder Tom“, antwortete Greta. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung. „Was ist das für ein magischer Ort?“
„Das ist unsere Welt, die Monsterwelt!“, erklärte Mogli stolz und breitete die Arme aus. „Hier leben wir Monster zusammen, immer auf der Suche nach Spaß, Abenteuern und leckeren Köstlichkeiten. Wollt ihr mitmachen und unsere Geheimnisse entdecken?“
„Ja, bitte!“ riefen Greta und Tom im Chor. Ihr Herz schlug vor Aufregung schneller.
Mogli lächelte und führte die Geschwister tiefer in die wundersame Welt hinein. Überall, wohin sie auch sahen, begegneten ihnen freundliche Monster, jedes auf seine Weise einzigartig.
Einige hatten lange, geschwungene Schwänze, andere trugen Hüte, die bei jedem Schritt ihre Farbe änderten.
Es gab Monster mit leuchtenden Augen und solche, die in leisen Melodien sprachen.
„Das hier ist unser Hüpfburg-Feld“, sagte Mogli und zeigte auf ein riesiges Feld voller gigantischer Hüpfburgen, die bis in den Himmel zu reichen schienen. „Hier hüpfen wir so hoch, dass wir manchmal sogar die Sterne berühren!“
Tom konnte seine Begeisterung kaum zügeln und sprang sofort auf die nächste Hüpfburg. Greta folgte ihm, und bald schon flogen sie lachend durch die Luft.
Die Hüpfburgen waren so weich und federnd, dass jeder Sprung sie höher und höher trug, als würden sie von einer unsichtbaren Kraft getragen.
Das Lachen der Kinder mischte sich mit dem fröhlichen Glucksen der Monster, die ebenfalls ausgelassen sprangen.
„Das ist fantastisch!“ rief Greta, als sie einen besonders hohen Sprung machte und sich für einen Moment schwerelos fühlte.
„Freut mich, dass es euch gefällt“, sagte Mogli, der in der Luft einen eleganten Salto machte und dann sanft landete. „Aber das ist nur der Anfang. Ihr müsst unbedingt unser Monsteressen probieren!“
Mit großen Augen folgten Greta und Tom Mogli zu einem weitläufigen Platz, auf dem eine riesige, festlich gedeckte Tafel stand. Der Tisch war so lang, dass sein Ende im Horizont zu verschwinden schien. Er war gedeckt mit den erstaunlichsten und witzigsten Gerichten, die man sich nur vorstellen konnte.
Da gab es glitzernde Regenbogensuppe, die in allen Farben schimmerte und bei jedem Löffel anders schmeckte. Daneben lagen riesige Schokokuchen, deren Schichten aus unterschiedlichen Geschmacksrichtungen bestanden – von Erdbeere über Mango bis hin zu einer geheimnisvollen, prickelnden Fruchtsorte, die bei jedem Bissen ein leises Kichern hervorrief.
„Probiert mal das Kaugummi-Eis!“, rief Mogli und schob den Geschwistern eine große, bunte Kugel zu. „Es verändert seine Form, wenn ihr es esst!“
Tom nahm einen großen Bissen und kicherte, als das Eis plötzlich die Form eines kleinen Monsters annahm, das ihm frech die Zunge herausstreckte. Greta konnte nicht anders, als ebenfalls zu lachen, als ihr Eis zu einem schmelzenden Einhorn wurde, das sich in Zuckerwatte verwandelte, bevor es in ihrem Mund verschwand.
„Und das ist unser berühmter Monsterpudding“, sagte Mogli und zeigte auf eine schimmernde Schüssel, die in allen erdenklichen Farben glitzerte. „Er ist nicht nur köstlich, sondern erzählt auch Geschichten!“
Skeptisch, aber neugierig, nahm Greta einen Löffel voll. Kaum hatte sie den ersten Bissen gegessen, begann der Pudding zu erzählen – von Abenteuern in den Wolken, von Monstern, die in riesigen Zuckerbäumen lebten, und von geheimnisvollen Höhlen, die mit funkelnden Edelsteinen gefüllt waren.
Jeder Löffel enthüllte eine neue, aufregende Geschichte, die die Kinder in ihren Bann zog.
Nachdem sie sich sattgegessen hatten, lehnte sich Greta zufrieden zurück. „Das war das beste Essen, das ich je hatte“, sagte sie glücklich.
„Freut mich, dass es euch schmeckt“, erwiderte Mogli und klang selbst ein wenig stolz. „Aber jetzt kommt der Höhepunkt des Abends: unser berühmtes Versteckspiel!“
Die Monsterwelt verwandelte sich plötzlich in ein Labyrinth aus riesigen Bonbons, leuchtenden Pilzen und glitzernden Bäumen, die alle ideale Verstecke boten.
Die Regeln waren einfach: Verstecke dich und lass dich nicht fangen – doch hier in Monstropolis war das Spiel voller Überraschungen.
„Ich zähle bis zehn“, rief Mogli, „und dann komme ich euch suchen!“
Greta und Tom rannten los, ihre Herzen voller Vorfreude. Greta fand ein perfektes Versteck in einem Baum aus Marshmallows, dessen Äste so weich waren, dass sie sich wie in einem Wolkenbett fühlte.
Tom versteckte sich hinter einem riesigen Schokoladenbrunnen, der leise vor sich hin plätscherte.
Das Versteckspiel war aufregender, als sie es je erlebt hatten. Die Monster suchten mit einer Mischung aus Geschick und Humor, wobei sie manchmal absichtlich so taten, als würden sie jemanden finden, nur um dann laut lachend in die falsche Richtung zu rennen.
Greta und Tom konnten ihre Lacher kaum unterdrücken, als Mogli direkt an ihnen vorbeirannte und dabei absichtlich über seine eigenen Füße stolperte.
Am Ende des Spiels, als alle wieder zusammenkamen, waren Greta und Tom außer Atem, aber überglücklich. „Das war das beste Versteckspiel aller Zeiten!“ rief Tom begeistert.
„Ihr habt euch auch wirklich gut geschlagen“, lobte Mogli mit einem breiten Grinsen. „Aber jetzt ist es leider an der Zeit, dass ihr nach Hause zurückkehrt.“
Greta und Tom spürten ein leichtes Bedauern, doch sie wussten, dass sie wiederkommen würden. Sie verabschiedeten sich von Mogli und den anderen Monstern, die ihnen freundlich zuwinkten und ihnen versicherten, dass sie jederzeit willkommen seien.
Mit einem letzten Blick auf die bunte, leuchtende Monsterwelt krochen die Geschwister wieder unter das Bett. In einem Augenblick waren sie zurück in ihrem vertrauten Schlafzimmer.
Doch die Magie von Monstropolis hing noch immer in der Luft, wie ein süßer Duft, der sie in den Schlaf wiegte.
„Gute Nacht, Mogli“, flüsterte Greta, während sie sich in ihre Decke kuschelte. Tom murmelte etwas Zustimmendes, bereits halb eingeschlafen.
Und so träumten Greta und Tom in dieser Nacht von einer Welt voller Farben, Lachen und süßer Leckereien, wo freundliche Monster in einer magischen Welt lebten – einer Welt, die sie vielleicht schon bald wieder besuchen würden.