In einer mondhellen Nacht, als alle im Wald leise atmeten und die Sterne hell funkelten, saß ein kleines Kaninchen mit dem Namen Timmi unter einem großen Baum und blinzelte in die Dunkelheit.
Timmis Fell war weich und braun, und seine Augen leuchteten neugierig. Er war zwar klein und manchmal ein bisschen schüchtern, aber Timmi hatte ein großes Herz und eine Riesenportion Mut in sich, die er am liebsten in jeder Nacht ein bisschen mehr herauskitzeln wollte.
„Heute ist die Nacht“, flüsterte Timmi zu sich selbst und wackelte aufgeregt mit den Ohren. „Heute werde ich ein Abenteuer erleben!“
Da hörte er ein Rascheln im Gebüsch neben sich. Ganz schnell klopfte sein Herz, doch er blieb tapfer sitzen und spitzte die Ohren.
„Timmi! Was machst du denn noch wach?“ fragte eine vertraute, piepsige Stimme. Es war Finn, das freche Eichhörnchen mit dem buschigen Schwanz, der so groß war wie er selbst. Finn saß auf einem Ast und kicherte. „Du traust dich ja wirklich, in der Dunkelheit draußen zu bleiben!“
„Natürlich traue ich mich!“, sagte Timmi und machte sich ein kleines bisschen größer. „Heute Nacht werde ich ein großes Abenteuer erleben!“
Finn schüttelte den Kopf und grinste. „Ein Abenteuer? Na dann bin ich dabei!“
In diesem Moment hörten sie ein leises „Schnüff, schnüff“ aus dem Laub unter dem Baum. Es war Balduin, der kleine Igel, der immer leicht schnaufte und schniefte, besonders wenn er nervös war. Balduin lugte vorsichtig zwischen den Blättern hervor.
„W-Was macht ihr denn hier draußen?“ stotterte er mit einer leisen, kratzigen Stimme. „Es ist doch Nacht und eigentlich sollten wir alle schlafen.“
Timmi legte seine Pfote auf Balduins Stachelrücken und lächelte. „Wir machen ein Abenteuer, Balduin! Möchtest du mitkommen?“
Balduin schniefte noch einmal, aber dann lächelte er tapfer. „Na gut“, sagte er schließlich, „aber nur, wenn ihr langsam geht. Meine kurzen Beine kommen sonst nicht mit!“
Die drei Freunde machten sich auf den Weg durch den nächtlichen Wald. Der Mond beleuchtete ihren Pfad, und die Bäume warfen lange Schatten, die sich über das weiche Moos und die Blätter erstreckten. Es war still und friedlich, und das leise Knistern der Blätter unter ihren Füßen war das einzige Geräusch, das zu hören war.
„Wohin gehen wir eigentlich?“, fragte Balduin nach einer Weile und sah zu Timmi hinauf.
„Wir gehen… ins Geheimnisvolle Glühwürmchental!“, verkündete Timmi mit großen Augen. Er hatte von dem Glühwürmchental gehört, aber noch nie war er wirklich dort gewesen. Er stellte sich vor, wie es voller funkelnder Lichter sein würde, die den ganzen Wald zum Leuchten bringen.
Finn hüpfte aufgeregt umher. „Das klingt fantastisch! Ich liebe Glühwürmchen!“ rief er und wirbelte um die Freunde herum. „Na los, vorwärts!“
So gingen sie weiter, immer tiefer in den Wald hinein. Nach einer Weile begann Balduin ein wenig zu schnaufen, und Timmi hielt an, um auf ihn zu warten.
„Ich glaube, ich brauche eine kurze Pause“, sagte Balduin und setzte sich auf ein weiches Moosbett. Die anderen beiden Freunde setzten sich neben ihn, und gemeinsam schauten sie in den nächtlichen Himmel, wo die Sterne funkelten.
Plötzlich hörten sie ein sanftes Flüstern, das vom Wind durch die Bäume getragen wurde. „Seht mal, dort drüben!“, flüsterte Finn und zeigte mit seiner kleinen Pfote in die Dunkelheit.
Da sahen sie es: Ein winziges Licht, das leise blinkte. Es war das erste Glühwürmchen der Nacht! Bald darauf leuchtete ein weiteres Licht auf… und noch eines… und noch eines, bis das ganze Tal vor ihnen wie ein funkelndes Meer aus kleinen, tanzenden Sternen schimmerte.
„Ohhh!“, staunte Timmi und öffnete seine Augen ganz weit. „Ist das nicht wunderschön?“
Finn nickte begeistert. „Das ist das schönste Abenteuer, das ich je erlebt habe!“ Er sprang von einem Ast zum anderen und lachte fröhlich.
Balduin schaute still zu und schniefte ein bisschen, aber diesmal vor Freude. „Es ist wirklich wunderschön“, flüsterte er leise.
Gerade, als sie das Schauspiel der Glühwürmchen bewunderten, hörten sie eine tiefe, freundliche Stimme hinter sich: „Was macht ihr kleinen Nachtschwärmer denn hier draußen?“
Die Freunde drehten sich um und sahen einen großen, alten Uhu, der sie mit freundlichen Augen ansah. Es war Herr Uhu, der weise Vogel des Waldes.
Timmi trat mutig einen Schritt vor. „Guten Abend, Herr Uhu! Wir sind auf einem Abenteuer! Wir wollten das Glühwürmchental sehen.“
Herr Uhu lächelte und nickte langsam. „Das ist ein schönes Ziel“, sagte er. „Aber das Glühwürmchental ist auch ein Ort des Friedens. Wisst ihr, warum die Glühwürmchen leuchten?“
Finn hüpfte aufgeregt auf und ab. „Warum, warum, warum?“
„Die Glühwürmchen leuchten“, sagte Herr Uhu, „um allen zu zeigen, dass auch in der Dunkelheit Licht sein kann. Sie leuchten, um allen Waldtieren zu sagen, dass die Nacht nichts Schlimmes ist, sondern etwas Wunderschönes.“
Die Freunde lauschten gebannt und lächelten einander an. „Dann werde ich mich nie mehr vor der Dunkelheit fürchten“, sagte Balduin und schaute auf seine kleinen, stacheligen Füße.
„Und ich werde immer daran denken, dass die Nacht voller Abenteuer ist“, fügte Timmi hinzu und schüttelte stolz seine langen Ohren.
„Und ich werde… ich werde… ich werde einfach weiter hüpfen und Spaß haben!“, rief Finn und drehte sich fröhlich im Kreis.
Herr Uhu lachte leise. „Ihr seid wunderbare kleine Abenteurer“, sagte er. „Aber nun ist es Zeit, nach Hause zu gehen und zu schlafen. Auch die Glühwürmchen ruhen bald, und ihr braucht eure Kraft für weitere Abenteuer.“
Die drei Freunde nickten und verabschiedeten sich von Herr Uhu und den Glühwürmchen. Auf dem Heimweg waren sie still und jeder von ihnen dachte an die funkelnden Lichter, die in der Nacht so freundlich geleuchtet hatten.
Bald darauf kamen sie an Timmis kleines, gemütliches Kaninchenloch. Finn und Balduin begleiteten ihn noch ein Stück und verabschiedeten sich dann herzlich.
„Gute Nacht, Timmi“, sagte Balduin und schniefte, während er sich an Timmis weiches Fell kuschelte.
„Schlaf gut, Abenteurer“, flüsterte Finn und zwinkerte ihm zu.
„Gute Nacht, Freunde“, flüsterte Timmi und lächelte glücklich. Dann kroch er in sein weiches Nest, kuschelte sich ein und schloss die Augen. Seine Gedanken tanzten noch immer wie die Glühwürmchen, die er gesehen hatte, und mit einem warmen Gefühl im Herzen schlief er friedlich ein.
So ging eine zauberhafte Nacht im Wald zu Ende, und Timmi, das kleine, mutige Kaninchen, träumte von neuen Abenteuern, die auf ihn und seine Freunde warteten – denn er wusste nun, dass die Dunkelheit nichts zum Fürchten ist, sondern voller wunderbarer Überraschungen steckt.
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