In einem alten Buchladen in der Speicherstadt von Hamburg begann das Abenteuer von Max, Leon und Ben. Die drei Jungs, beste Freunde seit dem Kindergarten, hatten gerade ihre Sommerferien. Max war 10 Jahre alt, Leon 11 und Ben 9. Ben hat bald Geburtstag und dann ist er nicht mehr der Jüngste – zumindest der Zahl nach.
Die Eltern der Jungs sind schon ewig befreundet und in drei Wochen fahren sie alle zusammen in den Urlaub. Bis dahin streunten Ben, Max und Leon durch die Straßen Hamburgs.
Eines Nachmittags, als die Sonne über dem Hafen glitzerte, entschieden die drei Freunde, einen neuen Ort zu erkunden. Sie stießen auf einen kleinen, verstaubten Buchladen mit dem Namen „Altes Wissen“.
Als sie die knarrende Holztür öffneten, begrüßte sie der Geruch von altem Papier und Leder. Der Laden war voller Bücher, die bis zur Decke gestapelt waren, und an einem verwitterten Holztisch saß ein älterer Herr mit einer runden Brille, die auf seiner Nase balancierte.
„Kann ich euch helfen, Jungs?“ fragte der Buchhändler freundlich.
„Wir schauen nur“, antwortete Leon neugierig, während er sich umsah. Doch plötzlich stolperte Ben über eine lose Holzplanke und landete direkt vor einem alten Regal. Ein Buch fiel heraus und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden. Es war ein großes, schweres Buch mit einem ledergebundenen Einband, der von Goldfäden durchzogen war. Als Ben es aufhob, bemerkte er, dass eine Karte aus dem Buch herausragte.
„Hey, schaut mal, was ich gefunden habe!“ rief Ben begeistert.
Max und Leon eilten herbei und schauten über seine Schulter. Die Karte zeigte Hamburg, aber es sah aus wie eine Karte aus längst vergangener Zeit. Alte Gebäude und unbekannte Straßen waren darauf abgebildet. In einer Ecke der Karte war ein großes X markiert.
„Das sieht aus wie eine Schatzkarte!“ sagte Max aufgeregt. „Vielleicht gibt es wirklich einen Schatz!“
„Wir sollten den Buchhändler fragen“, schlug Leon vor.
Sie gingen zurück zum Tisch des alten Mannes und zeigten ihm die Karte. Er lächelte geheimnisvoll. „Das ist eine sehr alte Karte“, sagte er. „Sie stammt aus der Zeit, als Hamburg noch von Piraten heimgesucht wurde. Es heißt, dass ein berühmter Pirat namens Käpt’n Schwarzbart einen Schatz in der Stadt versteckt hat, bevor er verschwand.“
Die Jungs waren begeistert. „Können wir die Karte behalten?“ fragte Ben hoffnungsvoll.
„Hmm“, machte der Buchhändler. „Gut“, sagte er dann. „Aber seid vorsichtig. Ein Schatz zu finden, ist nicht einfach. Ihr müsst den Hinweisen folgen und zusammenarbeiten.“
Mit der Karte in der Hand stürmten die Jungs aus dem Buchladen und begannen sofort mit ihren Nachforschungen. Sie setzten sich auf eine Bank in der Nähe des Elbphilharmonie und breiteten die Karte aus.
„Das X ist hier, aber wo genau ist das?“ fragte Leon und deutete auf die Stelle.
Max, der gut in Geografie war, studierte die Karte genau. „Ich glaube, das ist irgendwo in der Nähe der alten Lagerhäuser. Lasst uns dort anfangen.“
Die drei machten sich auf den Weg zu den alten Lagerhäusern. Die Speicherstadt war voller enger Gassen und Brücken, und die Jungs mussten sorgfältig navigieren, um den richtigen Ort zu finden. Schließlich kamen sie zu einem alten, verlassenen Lagerhaus, das genau auf der Karte verzeichnet war.
„Das muss der Ort sein“, sagte Max.
Sie schlichen sich hinein und fanden sich in einem großen, dunklen Raum wieder. Das Licht, das durch die zerbrochenen Fenster fiel, schuf unheimliche Schatten an den Wänden. Plötzlich bemerkte Leon etwas Glänzendes auf dem Boden. Es war ein alter Kompass.
„Vielleicht gehört der Kompass zum Schatz“, sagte Ben aufgeregt. „Lasst uns schauen, wohin er uns führt.“
Sie folgten dem Kompass, der sie zu einer versteckten Tür im hinteren Teil des Lagerhauses führte. Hinter der Tür entdeckten sie eine steinerne Treppe, die hinab in die Dunkelheit führte. Mit klopfenden Herzen und zitternden Knien stiegen die Jungs die Treppe hinunter.
Unten angekommen, fanden sie sich in einem geheimen Raum wieder, der mit Spinnweben und Staub bedeckt war. In der Mitte des Raumes stand eine alte Truhe. Mit vereinten Kräften öffneten sie den schweren Deckel und fanden – nichts.
Enttäuscht sahen sie sich an. „Vielleicht war der Schatz schon weggenommen worden“, sagte Leon traurig.
Doch Max ließ sich nicht entmutigen. „Wartet mal! Was ist das?“ Er zeigte auf eine Gravur im Boden der Truhe. Es war eine weitere Karte, die in den Boden eingeritzt war.
„Noch eine Karte!“ rief Ben. „Vielleicht führt uns diese zur nächsten Spur.“
Mit neuer Energie verließen die Jungs das Lagerhaus und folgten der neuen Karte, die sie zu verschiedenen historischen Orten in Hamburg führte. Sie besuchten den Michel, den berühmten Hamburger Dom, wo sie einen weiteren Hinweis in einer alten Glocke fanden. Der Hinweis führte sie zu den Landungsbrücken, wo sie in einer geheimen Nische neben dem Eingang zum Alten Elbtunnel ein altes Pergament entdeckten.
Auf dem Pergament stand geschrieben: „Der Schlüssel zum Schatz liegt im Herzen der Stadt, wo Wasser und Land sich treffen.“
„Das muss die Alster sein“, sagte Leon. „Wir müssen zum Jungfernstieg!“
Als sie am Jungfernstieg ankamen, suchten sie verzweifelt nach einem Hinweis. Schließlich entdeckte Ben eine kleine, unscheinbare Statue am Ufer der Alster. Sie untersuchten die Statue und fanden eine versteckte Klappe, hinter der sich ein kleiner Schlüssel und eine weitere Karte verbarg.
„Das ist der Schlüssel zum Schatz!“ rief Max begeistert.
Mit dem Schlüssel in der Hand folgten sie der letzten Spur, die sie zu einem alten Brunnen in der Nähe des Großneumarktes führte. Dort fanden sie eine versteckte Kammer, die sich tatsächlich mit dem Schlüssel öffnen ließ. Die Kammer war winzig. Ein Kind konnte gerade eben hineinkriechen.
Die Jungs reckten sich und tasteten mit ihren Händen die Kammer ab. „Was ist das?“, rief Ben. Er fühlte einen Kasten. Er war sehr schwer und Ben konnte nur mit Mühe den Kasten ans Tageslicht befördern.
Die anderen Jungs staunten und instinktiv schirmten alle drei mit ihren Körpern den Fund vor neugierigen Blicken ab. Was sie da vor sich hatten, war kein gewöhnlicher Kasten, sondern eine kleine Truhe aus dunklem Holz.
„Mach auf“, flüsterte Max. Ben klappte vorsichtig die Scharniere nach oben und hob den Deckel an.
In der Truhe lagen gold-glänzende Münzen, ein Ring und eine Kette mit einem Medaillon daran. Den Jungs hatte es die Sprache verschlagen. Sie hatten es geschafft!
Als sie den Schatz genauer betrachteten und die Münzen durch ihre Finger rieseln ließen, bemerkten sie ein altes Buch. Es sah aus wie ein Tagebuch – und richtig: Es gehörte Käpt’n Schwarzbart und erzählte die Geschichte seines Lebens und warum er den Schatz versteckt hatte.
Schwarzbart hatte gehofft, dass eines Tages mutige und ehrliche Kinder seinen Schatz finden würden, um ihn zu teilen und Gutes damit zu tun.
Die Jungs beschlossen, den Schatz mit ihren Familien zu teilen und einen Teil davon an ihren Fußballverein zu spenden, damit ein neuer Grill gekauft weden konnte. Am frühen Abend kamen die drei Familien zusammen, um den Fund zu feiern.
Sie aßen alle zusammen ein großes Eis in der Eisdiele im Grindelhof. Leon aß en Spaghettieis. „Das ist mein Abendbot“, sagte er und strahlte übers ganze Gesicht.
Max, Leon und Ben hatten nicht nur ein unglaubliches Abenteuer erlebt, sondern auch gelernt, dass wahre Freundschaft und Zusammenarbeit alles überwinden können. Und so endeten ihre Sommerferien mit einem Schatz an Erinnerungen und der Gewissheit, dass sie zusammen alles schaffen konnten.