Leon ist ein ganz gewöhnlicher zehnjähriger Junge. Eines Morgens, auf dem Weg zur Schule, bemerkt er etwas Glänzendes im Gras. Er bückt sich und hebt einen ungewöhnlich glatten und runden Stein auf, der in seinen Händen zu leuchten beginnt, als er ihn reibt.
„Was für ein seltsamer Stein,“ murmelt Leon und steckt ihn in seine Hosentasche.
Während des restlichen Schulweges denkt er immer wieder an den leuchtenden Stein. In der Schule kann er sich kaum auf den Unterricht konzentrieren, so fasziniert ist er von seinem Fund. Endlich ist der Schultag vorbei, und Leon eilt nach Hause, um den Stein genauer zu untersuchen.
Auf seinem Skateboard saust er die Straße entlang, als er plötzlich das Bedürfnis verspürt, den Stein noch einmal zu reiben. Kaum hat er es getan, beginnt die Welt um ihn herum zu verschwimmen und zu drehen. Bevor Leon begreift, was geschieht, findet er sich mitten auf einem gepflasterten Weg wieder, umgeben von Menschen in merkwürdigen Kleidern.
„Wo bin ich?“, fragt Leon laut.
Er sieht sich um und erkennt mit Schrecken, dass er sich im alten Rom befindet. Vor ihm erstreckt sich ein lebhafter Markt, auf dem Händler ihre Waren anbieten. Die Menschen tragen Togen und sprechen eine Sprache, die Leon nur aus dem Lateinunterricht kennt.
Er versucht, die Kontrolle über sein Skateboard zu behalten, aber es ist zu spät. Mit einem lauten Krachen fährt er in einen Obststand, und Dutzende Orangen rollen in alle Richtungen.
„Hey, du Bengel!“, ruft der Marktverkäufer wütend und die Leute beginnen, hinter Leon herzurennen.
Leon tritt fest auf sein Skateboard und rast durch die engen Gassen, verfolgt von den empörten Marktbesuchern. Sein Herz klopft wild, und er weiß, dass er dringend fliehen muss. Er biegt um eine Ecke und erblickt das majestätische Kolosseum in der Ferne. Fasziniert und erschrocken zugleich, fährt er weiter.
„Hilfe!“, ruft Leon verzweifelt, als er versucht, der aufgebrachten Menge zu entkommen.
Ein freundlicher Römer, der seine Verzweiflung bemerkt, winkt ihm zu. „Komm schnell hierher!“
Leon folgt ihm in eine enge Gasse. Der Römer führt ihn zu einer versteckten Tür und öffnet sie. „Hier bist du sicher,“ sagt er und lächelt. „Mein Name ist Marcus. Und wie heißt du?“
„Ich heiße Leon. Vielen Dank, Marcus,“ antwortet Leon und atmet erleichtert auf.
„Warum bist du hier, Leon?“ fragt Marcus neugierig.
„Ich weiß es nicht. Ich habe diesen Stein gefunden und plötzlich war ich hier,“ erklärt Leon und zeigt ihm den leuchtenden Stein.
Marcus sieht den Stein an und nickt verstehend. „Es ist Magie. Aber jetzt musst du zurückkehren.“
„Wie soll ich das nur schaffen?“, fragt Leon, immer noch verwirrt und verängstigt.
Marcus denkt einen Moment nach. „Du musst dich beruhigen und klar denken. Der Stein hat dich hierher gebracht, und er kann dich auch wieder zurückbringen. Aber zuerst, komm mit mir. Du siehst hungrig aus.“
Leon folgt Marcus durch die engen Gassen Roms. Er staunt über die Architektur und das geschäftige Treiben. Sie erreichen ein kleines Haus, und Marcus öffnet die Tür.
„Hier, nimm etwas zu essen,“ sagt Marcus und reicht Leon ein Stück Brot und Käse.
„Danke,“ sagt Leon und beißt hungrig zu. „Das schmeckt viel besser als das Schulessen.“
Marcus lacht. „Erzähl mir von deiner Zeit, Leon. Wie lebt ihr dort?“
Leon beginnt zu erzählen, und Marcus hört fasziniert zu. Sie tauschen Geschichten aus, und Leon lernt viel über das Leben im alten Rom. Er erfährt von den Gladiatorenkämpfen im Kolosseum, den römischen Göttern und den täglichen Aufgaben der Römer.
„Es ist alles so anders,“ sagt Leon, als sie nach dem Essen auf der Veranda sitzen. „Aber irgendwie auch gleich. Menschen sind Menschen, egal wann und wo.“
Marcus nickt. „Das ist wahr. Und nun, Leon, versuche, dich zu entspannen. Denke an dein Zuhause und reibe den Stein.“
Leon schließt die Augen und konzentriert sich auf das Bild seines Hauses. Er greift in seine Hosentasche und reibt den Stein. Die Welt um ihn herum beginnt erneut zu verschwimmen. Er hört Marcus’ Stimme, die ihn ermutigt, sich zu konzentrieren.
Plötzlich steht Leon wieder vor seinem Haus, das Skateboard unter den Füßen. Er atmet tief durch und schaut sich um. Alles ist wieder normal. Er sieht das vertraute Schild „Willkommen bei Familie Schneider“ am Gartentor und spürt den warmen Wind auf seiner Haut.
„Leon, wie war dein Tag?“, fragt seine Mutter, die gerade um die Ecke kommt. Sie sieht ihn mit einem freundlichen Lächeln an.
Leon grinst breit und zuckt mit den Schultern. „Ach, nichts Besonderes.“
Seine Mutter schüttelt den Kopf und geht ins Haus. Leon aber, mit einem geheimen Lächeln auf den Lippen, denkt an das Abenteuer, das er gerade erlebt hat, und fragt sich, wohin der Stein ihn als nächstes bringen wird.
Am nächsten Tag kann Leon es kaum erwarten, wieder zur Schule zu gehen. Er nimmt den Stein mit, fest entschlossen, mehr über seine magischen Kräfte herauszufinden. In der Pause zeigt er ihn seinen Freunden, die alle staunen.
„Wow, Leon, das ist ja unglaublich!“, sagt Max, sein bester Freund. „Kann ich ihn mal ausprobieren?“
Leon überlegt kurz und schüttelt dann den Kopf. „Vielleicht später. Ich muss erst mehr darüber herausfinden.“
Die Schule vergeht wie im Flug, und Leon kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Auf dem Weg dorthin reibt er den Stein erneut, diesmal vorsichtiger. Die Welt beginnt wieder zu verschwimmen, aber diesmal ist Leon vorbereitet.
Er findet sich in einer anderen Zeit und einem anderen Ort wieder. Diesmal steht er inmitten eines dichten Dschungels, umgeben von exotischen Tieren und Pflanzen. Er nimmt sein Skateboard fest in die Hand und erkundet vorsichtig die Umgebung.
„Das ist ja wie ein echtes Abenteuer,“ murmelt er und lächelt. „Wer weiß, was ich als nächstes entdecken werde.“
Leon beschließt, den Stein gut zu hüten und seine Abenteuer mit Bedacht zu wählen. Jede Reise bringt neue Herausforderungen und Erfahrungen mit sich, und er ist bereit, sie alle zu meistern. Denn nun weiß er, dass er mit dem magischen Stein in seiner Tasche überall hingehen kann – und dass er immer wieder nach Hause zurückkehren kann.