„Legt mal die Switch weg“, rief Joshs Mutter aus ihrem Homeoffice, während das Klappern ihrer Tastatur im Hintergrund zu hören war. „Geht raus, der Regen hat endlich aufgehört!“ Josh seufzte leise. Er und sein bester Freund Benni hatten den ganzen Nachmittag damit verbracht, Monster auf der Switch zu besiegen, aber jetzt war wohl Schluss mit der gemütlichen Sofazeit. Die Mission, den Endgegner zu besiegen, musste warten.
„Ja, ja, wir gehen ja schon“, brummte Josh und drückte mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf den Bildschirm den Ausschaltknopf. Benni, der bis eben auf der saß, kämpfte inzwischen mit seinen Schnürsenkeln. Das war eine seiner Spezialfähigkeiten: Es dauerte jedes Mal ewig, bis er die Schuhe anhatte. „Mann, Benni, deine Schnürsenkel haben aber auch ein Talent, sich in die unmöglichsten Knoten zu verwandeln.“
Benni grinste verlegen. „Das ist ihre Art, mir zu sagen, dass sie nicht raus wollen. Aber na ja, ich zeig ihnen, wer hier das Sagen hat!“
Draußen war die Luft frisch und roch nach nassem Asphalt und Laub. Der Regen hatte die Straßen leergefegt, und Pfützen glitzerten im Licht, das zwischen den Wolken hervorlugte. „Wohin wollen wir gehen?“ fragte Josh, während er mit seinen Stiefeln in die Pfützen trat und das Wasser so hoch spritzen ließ, dass Benni jedes Mal ein wenig zur Seite sprang.
„Lass uns zur alten Fabrik gehen“, schlug Benni vor, während er seine Kapuze aufsetzte, die wie immer viel zu groß für seinen Kopf war. Er musste sie immer wieder hochschieben, um überhaupt etwas sehen zu können. Sie rutschte ihm ständig über die Augen und ließ ihn wie einen kleinen Kapuzendetektiv aussehen.
Josh blieb stehen und starrte Benni an. „Die alte Fabrik? Die ist ganz schön gruselig“.
Benni zuckte die Schultern. „Vielleicht gibt es da Gespenster! Das wäre doch cool. Stell dir vor, wir finden ein Gespenst, das uns zu einem verborgenen Schatz führt!“
„Na, dann erst recht!“, rief Josh und stiefelte los.
Mit einer Mischung aus Aufregung und ein bisschen Gruselgefühl im Bauch machten sich die beiden auf den Weg. Die alte Fabrik am Rande von Hamburg-Barmbek war so alt, dass sie wahrscheinlich schon damals alt war, als die Dinosaurier noch lebten. Ihr massives Backsteingebäude stand einsam und verlassen da, die Fenster waren zerschlagen, das Tor verrostet. Alles an der Fabrik schrie förmlich nach Abenteuern, verborgenen Geheimnissen.
„Bist du sicher, dass wir da rein dürfen?“ fragte Josh, dem plötzlich die eindringlichen Warnungen seiner Mutter in den Sinn kamen, die immer wieder betonte, dass verlassene Orte nicht zum Spielen da seien.
„Ach, wer wird uns schon aufhalten?“, sagte Benni mit einem breiten Grinsen, das irgendwie gleichzeitig mutig und unsicher aussah.
Das alte, schwere Tor der Fabrik schwang mit einem ohrenbetäubenden Quietschen auf, als sie es aufdrückten. Der Lärm war so laut, dass Josh sich beinahe sicher war, dass man es bis zu ihrer Schule am anderen Ende von Barmbek hören konnte. Doch niemand kam, um sie aufzuhalten – weder ein wütender Nachbar noch ein gelangweilter Fabrikwächter.
„Puh, wir sind noch unentdeckt“, flüsterte Benni, als sie durch das Tor traten. Der Innenhof der Fabrik war riesig, aber verlassen. Überall standen alte, rostige Maschinen herum, die aussahen, als hätten sie seit Jahrzehnten keinen Mucks mehr von sich gegeben. Das Gras, das durch die Ritzen im Asphalt wuchs, hatte den Ort still und geheimnisvoll gemacht.
„Das ist der perfekte Ort für ein Abenteuer“, sagte Josh und sah sich um. „Stell dir vor, was wir hier alles finden könnten!“
Benni lächelte nervös, während er die Umgebung absuchte. „Hey, schau mal da drüben! Da ist ein Eingang.“
Mit wachsamen Augen schlichen sie sich zu einer alten Holztür, die halb offenstand. Sie drückten sie vorsichtig auf und betraten einen langen, dunklen Gang, der in das Herz der alten Fabrik führte. Das einzige Licht kam von den kaputten Fenstern, durch die ab und zu ein schmaler Sonnenstrahl fiel und den Staub in der Luft wie kleine Glitzerflocken tanzen ließ.
„Das ist echt unheimlich“, flüsterte Josh, der seine Augen weit aufriss, um sich an das schummrige Licht zu gewöhnen.
„Aber auch aufregend“, erwiderte Benni, der inzwischen die Kapuze komplett abgenommen hatte, um besser sehen zu können. „Komm, lass uns weitergehen.“
Am Ende des Gangs fanden sie einen riesigen Raum, der wohl früher als Werkhalle gedient hatte. Jetzt war er vollgestellt mit verstaubten Kisten, kaputten Maschinen und Werkzeugen, die seit Jahren niemand mehr benutzt hatte. Die Atmosphäre war gleichzeitig faszinierend und ein bisschen gruselig, als hätten sie einen verborgenen Schatz entdeckt, der seit Ewigkeiten unberührt geblieben war.
„Wow, schau dir das an“, flüsterte Josh ehrfürchtig, während er vorsichtig auf eine alte Werkbank zuging, die in der Mitte des Raums stand. Auf ihr lagen Zeichnungen und Baupläne, die aussahen, als gehörten sie in ein Museum für antike Erfindungen.
„Das muss alles uralt sein“, sagte Benni, der auf einen Stuhl kletterte, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. „Vielleicht finden wir hier was richtig Cooles.“
Josh zog vor Aufregung die Luft ein, während er durch die verstaubten Papiere blätterte. Dabei stieß er auf eine große, vergilbte Zeichnung, die in der Mitte des Tisches lag. „Benni, schau dir das mal an!“
Benni sprang vom Stuhl herunter und gesellte sich zu Josh. „Was ist das? Ein Bauplan?“
„Sieht so aus“, antwortete Josh und beugte sich näher darüber. Die Zeichnung zeigte eine komplizierte Konstruktion mit Rädern, Hebeln und Zahnrädern, die wie ein riesiges mechanisches Rätsel aussah. „Ich glaube, das ist eine Erfindung. Vielleicht haben sie hier an etwas gearbeitet, das nie fertiggestellt wurde.“
„Wie eine Käseschneidemaschine?“, fragte Benni, doch in seinen Augen lag ein Funken echter Neugier. „Oder eine Maschine, die Gespenster einfangen kann?“
„Lass uns mal weitersuchen“, schlug Josh vor, während sie den Raum durchstöberten. Sie fanden alte Werkzeuge, verrostete Metallteile und sogar ein paar zerfallene Bücher, die alle voller komplizierter Anweisungen und Zeichnungen waren. Aber das Interessanteste war ein verstaubter Schrank in der Ecke des Raums.
„Vielleicht finden wir hier den Schatz“, sagte Benni aufgeregt, während sie die Türen des Schranks öffneten. Darin entdeckten sie eine Reihe kleiner Schachteln und eine große Metallkiste, die fest verschlossen war.
„Da drin muss was Wichtiges sein“, mutmaßte Benni und versuchte, die Kiste zu öffnen. Doch das Schloss war rostig und gab keinen Millimeter nach.
„Warte, vielleicht können wir es aufbrechen“, sagte Josh und nahm ein schweres Werkzeug aus einer der Kisten, das aussah wie eine Mischung aus Hammer und Brecheisen. Nach ein paar kräftigen Schlägen schafften sie es tatsächlich, das Schloss zu knacken. Mit einem Knarren sprang die Kiste auf, und was sie darin fanden, ließ ihnen den Atem stocken.
In der Kiste lagen mehrere kleine Metallteile, die in ein weiches Samttuch gewickelt waren. Aber das wirklich Aufregende war ein altes, ledergebundenes Notizbuch, das zwischen den Teilen lag. Es war mit einer schönen, akkuraten Handschrift beschrieben und trug das Datum 1912.
„Das muss das Tagebuch des Erfinders sein“, sagte Josh ehrfürchtig, während er es vorsichtig aufschlug. Die Seiten waren voll mit Zeichnungen, Notizen und Berechnungen, die sich auf die mysteriöse Maschine bezogen. Doch eine Seite war besonders interessant. Auf ihr stand in sorgfältiger Schrift: „Die Maschine ist fast vollendet. Wenn sie funktioniert, könnte sie die Zukunft unserer Stadt verändern. Doch ich fürchte, dass sie zu mächtig ist, als dass sie in die die falschen Hände geraten dürfte.“
„Das klingt ja wie in einem Abenteuerfilm“, flüsterte Benni, seine Augen leuchteten vor Aufregung. „Was für eine Maschine könnte das sein? Vielleicht ist es wirklich eine Zeitmaschine!“
„Oder eine Maschine, Schokoriegel reproduziert“, schlug Josh vor und grinste. „Stell dir das mal vor, nie wieder ohne Schokoriegel!“
Die nächsten Tage verbrachten Josh und Benni damit, das Notizbuch zu studieren. Immer wenn sie nach der Schule Zeit hatten, schlichen sie sich heimlich zurück in die Fabrik, um mehr über die geheimnisvolle Maschine herauszufinden. Es war, als hätten sie ein geheimes Projekt, das niemand sonst kennen durfte. Ein Projekt, das so aufregend war, dass sie fast jede Nacht davon träumten.
Bald erkannten sie, dass es sich bei der Maschine um eine Art Energiemaschine handelte. Das Notizbuch sprach von einer unbekannten Kraftquelle, die in der Lage sein sollte, unendliche Energie zu erzeugen. „Das ist unglaublich“, sagte Josh eines Tages, als sie sich wieder über die Notizen beugten. „Wenn diese Maschine wirklich funktioniert hätte, wäre sie eine Revolution gewesen.“
„Aber warum hat der Erfinder sie nie fertiggestellt?“ fragte Benni nachdenklich und blätterte durch die Seiten des Tagebuchs. „Vielleicht hatte er Angst vor den Konsequenzen?“
„Oder jemand wollte nicht, dass sie fertiggestellt wird“, fügte Josh hinzu, während er einen mulmigen Blick auf die Maschine warf, die sie nach und nach zusammengebaut hatten. „Vielleicht ist das der Grund, warum die Fabrik geschlossen wurde.“
Trotz der Warnungen im Tagebuch konnten die beiden Freunde ihre Neugier nicht zügeln. Sie wollten die Maschine zum Laufen bringen – nicht nur, um herauszufinden, was sie konnte, sondern auch, weil das Abenteuer immer aufregender wurde.
Die Arbeit an der Maschine war schwierig, und es gab viele Momente, in denen sie glaubten, sie würden es nie schaffen. Die Teile waren alt und verrostet, und einige schienen überhaupt nicht zusammenzupassen. Doch Josh und Benni waren entschlossen, und sie ließen sich nicht entmutigen. Stück für Stück setzten sie die Maschine zusammen, während sie sich gegenseitig ermutigten.
„Das erinnert mich an den Bau mit Lego“, sagte Benni, als sie eines der Zahnräder einsetzten, das besonders störrisch war. „Nur, dass es kein Heftchen mit Anweisungen gibt.“
„Und kein Steine-Set für sechs- bis neunjährige Maschinenbauer“, ergänzte Josh grinsend, während er vorsichtig ein weiteres Teil in Position brachte. „Aber hey, wir kriegen das hin. Wer braucht schon eine Anleitung?“
Nach vielen Tagen harter Arbeit stand die Maschine schließlich vor ihnen, in all ihrer mysteriösen Pracht. Sie sah aus wie ein Ungetüm aus einer anderen Welt, zusammengesetzt aus glänzenden Metallteilen, Zahnrädern und Hebeln. Josh konnte sich nicht helfen, aber er fühlte sich wie ein echter Erfinder, auch wenn er kaum wusste, was die Maschine eigentlich tun sollte.
„Das ist es“, sagte Josh stolz, als sie den letzten Hebel befestigten. „Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie man sie einschaltet.“
„Lass uns im Tagebuch nachsehen“, schlug Benni vor und blätterte zur letzten Seite. Dort war eine genaue Anleitung, wie die Maschine aktiviert werden sollte. „Hier steht, dass wir diesen Knopf drücken müssen, sobald alle Hebel in Position sind.“
Josh nahm einen tiefen Atemzug. „Bist du bereit?“, fragte er und legte seine Hand auf den Knopf.
Benni nickte, auch wenn seine Hände leicht zitterten. „Los geht’s“, sagte er mit einem schwachen Lächeln, das sich auf Mut zu gründen schien, den er selbst nicht ganz fühlte.
Mit einem leisen Klicken drückte Josh den Knopf. Einen Moment lang geschah nichts, doch dann begann die Maschine leise zu summen. Die Zahnräder setzten sich in Bewegung, langsam zuerst, dann immer schneller. Es erschien ein goldenes Licht, immer stärker und intensiver. Es erfüllte den Raum, sodass die Schatten an den Wänden tanzten.
„Es funktioniert!“, rief Benni aufgeregt, seine Nervosität war einem Anflug von Euphorie gewichen. Doch im nächsten Moment begann die Maschine lauter zu werden. Das goldene Licht wurde blendend hell, und die Luft um sie herum vibrierte, als würde sie in die falsche Richtung gezogen.
„Ich glaube, das ist nicht gut“, sagte Josh nervös. „Vielleicht sollten wir sie ausschalten!“
Doch bevor sie handeln konnten, begann die Maschine zu knistern und Funken zu sprühen. Ein lauter Knall ertönte, und plötzlich stürzte alles um sie herum in Dunkelheit.
Als Josh und Benni wieder zu sich kamen, lagen sie auf dem kalten Boden der Fabrik. Die Maschine stand noch immer in der Mitte des Raums, aber das goldene Leuchten war verschwunden, und alles war still.
„Was ist passiert?“ fragte Benni, während er sich langsam aufrichtete und sich den Kopf rieb. Er fühlte sich benommen, als hätte jemand die Zeit für einen Moment angehalten und sie dann wieder freigegeben.
„Ich weiß nicht“, antwortete Josh benommen und versuchte, sich zu orientieren. „Aber ich glaube, wir haben die Maschine überlastet.“
Benni sah sich um. „Zumindest scheint nichts explodiert zu sein. Aber schau mal, was ist das?“ Er deutete auf den Boden unter der Maschine, wo etwas Merkwürdiges passierte. Der Betonboden begann sich zu verschieben, als ob etwas darunter in Bewegung geraten wäre.
„Das ist seltsam“, sagte Josh und kniete sich hin, um es sich genauer anzusehen. „Ich glaube, da drunter ist etwas.“
Gemeinsam schoben sie die Maschine zur Seite, was gar nicht so einfach war, da sie schwer und sperrig war. Aber ihre Neugier war stärker als die Müdigkeit, und so schafften sie es schließlich, die Maschine wegzuschieben. Zu ihrer Überraschung fanden sie darunter eine Falltür, die in den Boden eingelassen war. Sie war so gut versteckt gewesen, dass sie vorher gar nicht zu sehen gewesen war.
„Das wird ja immer abenteuerlicher“, sagte Benni mit einem Hauch von Nervosität in der Stimme. „Bist du sicher, dass wir da runtergehen sollten?“
„Wir müssen es herausfinden“, antwortete Josh entschlossen. „Vielleicht finden wir unten Antworten.“
Mit einem leisen nervösen Kichern öffneten sie die Falltür. Darunter fanden sie eine rostige Metallleiter, die in einen dunklen Schacht hinabführte. Sie sah nicht besonders vertrauenerweckend aus, aber Josh und Benni waren jetzt schon zu weit gegangen, um zurückzustecken.
„Na dann, auf ins Ungewisse“, sagte Benni mit einem tapferen Lächeln, das er sich selbst nicht ganz abnahm.
Vorsichtig kletterten sie die Leiter hinunter. Die Sprossen knarrten unter ihrem Gewicht, aber sie hielten stand. Der Schacht war eng und dunkel, und nur das schmale Licht ihrer Taschenlampe erhellte die Umgebung. Es roch feucht und modrig, und die Wände waren mit Moos bedeckt.
„Hoffentlich stoßen wir nicht auf eine Horde Ratten“, murmelte Josh, der insgeheim Ratten mehr fürchtete als Gespenster.
Nach ein paar Metern erreichten sie den Boden des Schachts und fanden sich in einem kleinen unterirdischen Raum wieder. Es war kalt und feucht, und die Wände schimmerten im Licht ihrer Taschenlampe, als wären sie mit winzigen Kristallen bedeckt.
Doch in der Mitte des Raumes stand etwas, das ihre volle Aufmerksamkeit fesselte. Es war eine große, metallene Kapsel, die fast den gesamten Raum einnahm. Sie war mit seltsamen Symbolen bedeckt und sah aus, als wäre sie aus einer anderen Zeit – oder vielleicht sogar aus einer anderen Welt.
„Was ist das?“, fragte Benni erstaunt und konnte seinen Blick nicht von der Kapsel abwenden.
„Ich glaube, das ist der wahre Kern der Erfindung“, sagte Josh ehrfürchtig. „Vielleicht ist das die Energiequelle, von der der Erfinder gesprochen hat.“
„Aber wie sollen wir herausfinden, was sie tut?“, fragte Benni. „Wir sollten vorsichtig sein. Wir haben gesehen, was die Maschine oben angerichtet hat.“
Josh nickte nachdenklich. „Vielleicht gibt es hier irgendwo einen Hinweis.“
Sie begannen, den Raum zu durchsuchen, und fanden in einer Ecke ein weiteres Notizbuch. Es war ebenso alt wie das erste und gehörte offenbar demselben Erfinder. Sie schlugen es auf und begannen zu lesen.
„Diese Kapsel ist das Herzstück meiner Erfindung“, stand dort geschrieben. „Sie enthält eine Energiequelle, die nicht von dieser Welt ist. Ich habe sie einst entdeckt, als ich an einem abgelegenen Ort forschte. Doch ihre Kraft ist gefährlich. Wenn sie in die falschen Hände gerät, könnte sie die Welt verändern – oder zerstören. Deshalb habe ich sie hier unten versteckt, in der Hoffnung, dass niemand sie je finden wird.“
Josh und Benni schauten sich erschrocken an. „Vielleicht sollten wir sie nicht anfassen“, sagte Benni leise. „Wenn sie wirklich so gefährlich ist, wie der Erfinder sagt…“
Doch Josh schüttelte den Kopf. „Wir können sie nicht einfach zurücklassen. Wer weiß, wer sonst noch davon erfährt?“
„Was sollen wir also tun?“ fragte Benni.
Josh dachte einen Moment nach. „Wir sollten den Zugang versperren. Wenn niemand von diesem Ort weiß, kann auch niemand die Kapsel finden.“
Benni nickte zustimmend. „Aber wir müssen sicherstellen, dass niemand mehr in die Fabrik kommt. Das hier ist zu gefährlich.“
Am nächsten Tag kehrten Josh und Benni mit Werkzeugen und Materialien zurück zur Fabrik. Sie begannen, die Falltür zu verschließen und den Schacht zu verbarrikadieren. Es war eine schwere Arbeit, aber die beiden Jungs waren fest entschlossen, das Geheimnis zu schützen.
„Wir müssen auch die Maschine oben unbrauchbar machen“, sagte Josh, während er die letzten Nägel einschlug. „Niemand darf herausfinden, wie sie funktioniert.“
Benni war einverstanden, und gemeinsam zerlegten sie die Maschine, entfernten die wichtigsten Teile und versteckten sie an verschiedenen Orten in der Fabrik. Es war keine perfekte Lösung, aber es war das Beste, was sie tun konnten, um die gefährliche Erfindung zu sichern.
Als sie schließlich die Fabrik verließen, standen sie einen Moment lang still und schauten zurück auf das alte, verlassene Gebäude. „Es fühlt sich seltsam an, das alles hier zu lassen“, sagte Benni nachdenklich. „Aber ich glaube, wir haben das Richtige getan.“
„Ja“, stimmte Josh zu. „Manche Dinge sollten besser verborgen bleiben.“
Sie beschlossen, das Geheimnis der alten Fabrik für sich zu behalten. Es war eine Last, die sie beide fühlten, aber sie wussten, dass es notwendig war. Niemand durfte je erfahren, was sie entdeckt hatten, um die Welt vor einer potenziell katastrophalen Gefahr zu bewahren.
In den folgenden Tagen und Wochen kehrten Josh und Benni langsam in ihren Alltag zurück. Die Erlebnisse in der alten Fabrik schienen manchmal wie ein Traum, aber die Erinnerung daran blieb ihnen immer präsent. Sie sprachen nie wieder darüber, weder miteinander noch mit jemand anderem.
Stattdessen widmeten sie sich wieder den alltäglichen Abenteuern, die das Leben eines Neunjährigen in Barmbek so mit sich brachte – sie fuhren mit dem Fahrrad durch die Straßen, entdeckten neue geheime Verstecke im Stadtpark und bauten kleine Flöße, um sie auf dem Kanal in der Nähe schwimmen zu lassen.
Doch tief in ihrem Inneren wussten sie, dass sie etwas Großes, etwas Bedeutendes geteilt hatten. Sie waren nicht nur Freunde – sie waren auch die Hüter eines Geheimnisses, das für immer verborgen bleiben sollte.
Eines Nachmittags, als sie am Ufer des Kanals saßen und den Möwen zusahen, die über den Himmel glitten, wandte sich Benni an Josh. „Denkst du manchmal noch an die Fabrik?“ fragte er leise.
Josh nickte. „Ja, oft. Aber ich denke, es ist besser, wenn sonst niemand davon weiß.“
„Stimmt“, sagte Benni und lächelte. „Aber wenn du darüber nachdenkst, was wir alles geschafft haben… das ist irgendwie cool, oder?“
Josh lachte. „Ja, das ist es. Aber vielleicht sollten wir uns das nächste Mal eine etwas ungefährlichere Erfindung suchen.“
Benni grinste. „Deal.“
Und damit sprangen die beiden Freunde auf, schnallten ihre Rucksäcke fest und machten sich auf den Weg zu ihrem nächsten großen Abenteuer, ohne zu wissen, wohin es sie führen würde. Doch eines wussten sie genau – solange sie zusammen waren, konnten sie jede Herausforderung meistern, die ihnen das Leben stellte.
Und so gingen Josh und Benni weiter ihren Weg, als die besten Freunde, die Hamburg-Barmbek je gesehen hatte, und die Hüter eines Geheimnisses, das für immer in der Tiefe der alten Fabrik verborgen bleiben würde.