Jeden Abend, wenn es Zeit war, ins Bett zu gehen, legte sich der kleine Ben mit seinem flauschigen Teddy, den er liebevoll „Herr Schlummer“ nannte, unter seine kuschelige Decke.
Herr Schlummer war ein ganz besonderer Teddy. Er hatte braunes Fell, schwarze Knopfaugen und ein kleines Lächeln, das so sanft und beruhigend war, dass Ben immer sofort einschlafen konnte – zumindest meistens.
Und dann gab es da noch etwas, das nur Ben und sein Teddy miteinander teilten: Kurz bevor Ben vor lauter Müdigkeit die Augen zufielen, sang Herr Schlummer ihm ein ganz besonderes Schlaflied. Natürlich konnte Herr Schlummer nicht wirklich singen, aber in Bens Fantasie hörte er die schönste Melodie, wenn er seine Augen schloss und sich den Teddy ganz nah an sein Ohr hielt.
Ben blinzelte verwirrt und sah seinen Teddy an. „Warum singst du nicht, Herr Schlummer?“ fragte er leise.
Seine Mama, die gerade das Zimmer betrat, hörte die Frage und setzte sich sanft neben Ben aufs Bett. „Was ist los, Ben?“
„Ich kann nicht schlafen, Mama“, sagte Ben mit einem kleinen Knoten im Bauch, „Herr Schlummer singt nicht. Sein Lied ist weg!“
Mama lächelte liebevoll und nahm Ben in den Arm. „Oh je, hat Herr Schlummer sein Lied verloren? Dann müssen wir es wohl suchen!“
Ben nickte eifrig, und zusammen mit Mama begann die Suche nach dem verlorenen Lied.
„Wo könnte das Lied sein?“ fragte Mama nachdenklich. „Vielleicht hat es sich unter deinem Bett versteckt!“
Ben und Mama kletterten vorsichtig auf den Boden und schauten unter das Bett. Sie fanden ein paar verlorene Socken, ein Spielzeugauto und eine Murmel. Aber das Lied war nicht da.
„Hm“, murmelte Mama, „vielleicht hat es sich hinter dem Schrank versteckt!“
Sie standen auf und schoben den Schrank ein kleines Stück zur Seite. Es knarrte und quietschte, und dahinter entdeckten sie ein paar Staubflusen und einen alten Buntstift. Aber kein Lied.
„Vielleicht“, sagte Mama plötzlich mit einem Schmunzeln, „ist das Lied nach draußen geflogen!“
Ben schaute Mama überrascht an. „Nach draußen?“
„Ja“, sagte Mama und öffnete das Fenster ein Stück. Die Nachtluft wehte sanft ins Zimmer. „Vielleicht hat der Wind es mitgenommen. Lass uns nachsehen.“
Ben und Mama schauten gemeinsam aus dem Fenster in die dunkle Nacht. „Hallo, Wind! Hast du vielleicht unser Lied gesehen?“ rief Mama hinaus, während Ben gespannt lauschte. Doch der Wind antwortete nur mit einem sanften Rauschen in den Bäumen.
Mama lächelte Ben an. „Vielleicht hat es sich auf den Mond gesetzt oder tanzt gerade mit den Sternen. Was denkst du?“
Ben kicherte bei dem Gedanken an ein kleines Lied, das auf dem Mond saß und mit den Sternen tanzte. „Aber wie holen wir es zurück?“
Mama setzte sich wieder aufs Bett und zog Ben auf ihren Schoß. „Vielleicht, mein kleiner Abenteurer, müssen wir uns einfach ein neues Lied ausdenken. Eins, das nur für dich und Herrn Schlummer ist.“
Ben strahlte bei dieser Idee. „Ein neues Lied?“
„Ja“, sagte Mama und nahm Herrn Schlummer in die Hand. „Wir denken uns ein Lied aus, das genauso schön ist wie das alte, vielleicht sogar noch schöner.“
Mama begann leise zu summen, und Ben stimmte bald mit ein. Gemeinsam erfanden sie die schönsten Töne, die sie sich vorstellen konnten. Mama begann zu singen:
„Schlummer, schlummer, kleiner Bär,
träum von Honig und vom Meer.
Sterne leuchten, Mond so rund,
schlafe ein, mein Schatz, gesund.“
Ben fühlte, wie seine Augenlider langsam schwerer wurden. Die sanfte Melodie füllte das Zimmer und hüllte Ben in ein warmes, behagliches Gefühl. Herr Schlummer lag still in seinen Armen, während Ben Mama weiter beim Singen lauschte.
„Das neue Lied ist so schön, Mama“, flüsterte Ben, als er sich tief in seine Decke kuschelte. „Jetzt hat Herr Schlummer ein neues Lied, das er nie wieder verliert.“
Und so schlief Ben mit einem Lächeln auf den Lippen ein, während Herr Schlummer sanft an seiner Seite lag. Die Mond funkelten noch ein wenig heller, als wollten sie das neue Lied begrüßen, das nun durch die Nacht schwebte.
Von diesem Abend an hatte Ben immer zwei Lieder, die er hören konnte. Manchmal sang Herr Schlummer das alte Lied, wenn er es wiederfand, und manchmal summten sie gemeinsam das neue Lied. Und egal welches, es brachte Ben immer süße Träume.
Und so endete der Tag in Ruhe und Geborgenheit, mit einem neuen Lied im Herzen und einem besten Freund, der immer da war, selbst wenn die Musik mal kurz verschwand.
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