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Finns erster selbstgebastelter Weihnachtsstern

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Diese Weihnachtsgeschichte zum Vorlesen in der Zusammenfassung:

Finn bastelt seinen ersten Weihnachtsstern, der eher wie ein schiefes Raumschiff aussieht. Doch für seine Familie ist er perfekt. Gemeinsam schmücken sie den Baum, und Finn lernt: Weihnachten geht nicht um Perfektion, sondern um Liebe und gemeinsame Momente.

„Dieses Jahr wird alles anders,“ murmelte Finn und blickte mit ernster Miene auf die Bastelutensilien, die sich vor ihm auf dem Tisch stapelten. Bunte Papiere, Glitzer, Schere, Kleber, und, das Wichtigste, ein kleiner Haufen goldener Glanzfolie, die ein wenig verknittert war. Finn fühlte sich bereit.

Mama hatte gesagt, sie würden heute Nachmittag den Weihnachtsbaum schmücken, und Papa hatte angekündigt, dass Finn dieses Jahr einen ganz besonderen Platz für seine selbstgemachte Dekoration bekommen würde. Das klang nach einer großen Verantwortung, und Finn war fest entschlossen, einen Weihnachtsstern zu basteln, der nicht nur funkeln, sondern auch allen, die ihn sahen, die Sprache verschlagen würde.

„Wie schwer kann das schon sein?“, dachte Finn und schnitt mit entschlossener Präzision ein Stück des goldenen Papiers ab. Er hatte in der Schule gelernt, wie man Sterne bastelt. Zumindest… dachte er das.

„Fünf Spitzen, oder?“, murmelte er vor sich hin und schnitt fünf ungleichmäßige Zacken aus dem Papier. Er legte die Zacken vor sich hin und betrachtete sein Werk. Irgendwie sah der Stern mehr wie eine missglückte Sonne aus.

„Hm“, Finn kratzte sich am Kopf und schielte zu Mama hinüber, die in der Küche Plätzchen backte. „Das krieg ich schon hin.“

„Finn, wie läuft es da drüben?“ Mama blickte neugierig über die Küchentheke.

„Gut, Mama!“, rief Finn, obwohl er sich seiner Sache nicht ganz so sicher war. Er begann, die Zacken aneinanderzukleben, aber der Kleber war stärker als gedacht und klebte jetzt an allem – seinen Fingern, dem Tisch, und irgendwie auch an seiner Nase.

„Ah, was ist das denn?“, Finn lachte und wischte sich über die Nase, was nur dazu führte, dass sie jetzt funkelte wie eine Christbaumkugel.

Er schaute auf den Stern – oder das, was der Stern werden sollte – und seufzte. Die Zacken hingen schief, und eine Spitze stand seltsam ab, wie das Ohr eines Hundes, der ein Geräusch gehört hatte. Doch Finn gab nicht auf. Mit einem mutigen Griff nahm er die Glitzertube in die Hand und begann, großzügig Glitzer über den „Stern“ zu streuen. Wenn er schon schief war, dann sollte er wenigstens funkeln!

„Das wird schon“, sagte er zu sich selbst, obwohl er sich immer weniger sicher war. „Vielleicht ist er einfach ein… moderner Stern.“

Plötzlich klopfte es an der Küchentür. Finn sprang auf, der Kleber an seinen Fingern war fast vergessen. Es war Papa, der hereinkam und Schnee von seinen Schultern schüttelte.

„Ho ho ho!“, rief er und lachte. „Ist mein kleiner Weihnachtskünstler bereit, den Baum zu schmücken?“

„Äh, ja… gleich“, antwortete Finn und versuchte verzweifelt, die letzten Glitzerreste von seinen Händen zu bekommen. „Ich habe… fast fertig.“

Papa kam herüber und schaute sich den Tisch an. „Ah, ein Stern!“, sagte er und schob seine Brille hoch auf die Stirn, um den Bastelversuch besser zu sehen. „Er ist… nun ja, er ist… einzigartig.“

Finn runzelte die Stirn. „Du meinst, er sieht komisch aus.“

Papa kratzte sich am Kopf. „Sagen wir, er ist ein Kunstwerk. Man könnte ihn fast für ein kleines Alien-Raumschiff halten.“

„Papa!“, rief Finn und musste trotz allem lachen. Ein Alien-Raumschiff? Na gut, vielleicht hatte der Stern wirklich etwas außerirdisch Schiefes an sich. Aber das war doch nicht der Punkt!

„Er ist eben besonders“, sagte Finn und hielt den Stern hoch. Dabei brach eine Spitze ab und landete mit einem leisen Plopp auf dem Boden.

„Oh… na ja“, murmelte Papa. „Vielleicht braucht er noch ein wenig… äh, Feinschliff.“

Mama kam hinzu und warf einen Blick auf den Stern. „Finn, das sieht doch schon toll aus! Er wird fantastisch am Baum aussehen.“

Finn schaute zweifelnd auf das goldene, glitzernde Chaos in seinen Händen. „Meinst du wirklich?“

Mama nickte ernst. „Natürlich. Weihnachten ist doch kein Wettbewerb um den perfektesten Stern. Es geht darum, dass wir alle zusammen Spaß haben. Außerdem – jeder Baum braucht seinen ganz eigenen, besonderen Stern.“

Finn lachte und fühlte sich ein wenig besser. Vielleicht war der Stern nicht perfekt, aber er hatte ihn selbst gemacht – und das zählte.

Am Nachmittag wurde der Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer getragen. Er war groß und grün und roch herrlich nach Wald. Finn konnte es kaum erwarten, ihn zu schmücken. Gemeinsam mit Mama und Papa hängten sie Lichterketten auf, und Finn durfte die Kugeln verteilen. Doch das Wichtigste stand noch aus: der Stern.

„Bist du bereit?“, fragte Papa, als sie fertig waren. Finn nickte, aber ein kleiner Zweifel nagte noch an ihm. Was, wenn der Stern wirklich seltsam aussah? Was, wenn Mama und Papa ihn nur nett fanden, weil sie seine Eltern waren?

Papa hob Finn auf seine Schultern, und mit zittrigen Händen setzte Finn den Stern ganz oben auf die Baumspitze.

Für einen Moment war es still. Finn hielt den Atem an und wartete auf die Reaktion seiner Eltern.

„Perfekt!“, sagte Mama mit einem Lächeln. „Genau das, was unser Baum gebraucht hat.“

Papa nickte. „Ich würde sagen, unser Weihnachtsbaum ist jetzt bereit für den Alien-Weihnachtsmann.“

Finn schaute von den Schultern seines Vaters auf den Stern herab. Er hing ein bisschen schief und glitzerte an Stellen, wo kein Glitzer hingehörte, aber er war oben. Ganz oben auf dem Baum. Finn lächelte stolz.

„Er ist wirklich schön, oder?“, fragte er.

„Definitiv“, sagte Mama und reichte ihm eine Tasse heißen Kakao. „Ein Baum ohne einen selbstgemachten Stern wäre einfach nicht derselbe.“

Am Abend, als sie alle vor dem Baum saßen und die Lichter funkelten, schaute Finn immer wieder auf seinen Stern. Er war nicht perfekt, aber das spielte keine Rolle mehr. Er war Teil des Baums, Teil ihrer Familie – und das war alles, was zählte.

„Nächstes Jahr mach ich einen noch besseren Stern“, sagte Finn entschlossen, als Mama ihn ins Bett brachte.

„Natürlich“, sagte Mama und lächelte. „Aber weißt du was? Egal wie er aussieht, er wird immer etwas Besonderes sein, weil du ihn gemacht hast.“

„Selbst wenn er wieder aussieht wie ein Raumschiff?“, fragte Finn und grinste.

„Sogar dann“, antwortete Mama und küsste ihn auf die Stirn. „Vor allem dann.“

Finn kuschelte sich in seine Decke und schloss die Augen. In seinen Träumen funkelten Weihnachtssterne – einige perfekt, andere ein bisschen schief, aber alle wunderschön. Vielleicht, dachte er, war es gar nicht so wichtig, dass der Stern perfekt war. Vielleicht ging es nur darum, dass er da war – ganz oben, genau wo er hingehörte.

Und wer weiß, vielleicht brachte ihm sein „Alien-Raumschiff“ doch noch Geschenke aus dem Weltall.

Am nächsten Morgen stand Finn mit einem breiten Grinsen auf. Der Baum leuchtete immer noch prächtig und der Stern schien mehr als nur zufrieden auf seiner schiefen Position zu thronen.

Papa blinzelte verschlafen aus der Küche. „Na, sieht dein Stern heute Morgen noch aus wie ein Raumschiff?“

Finn schüttelte den Kopf und lachte. „Nein, Papa, er sieht aus wie ein Weihnachtsstern. Ein echter Weihnachtsstern.“

„Gut“, sagte Papa und schmunzelte. „Aber wenn wir dieses Jahr Besuch von Außerirdischen bekommen, weiß ich, wer dafür verantwortlich ist.“

„Ich nicht“, rief Finn und rannte in Richtung Baum. „Die kommen wegen des besten Weihnachtssterns der Welt!“

Und so verbrachte die Familie Schmidt den Heiligabend mit Kakao, Keksen und einem Baum, der vielleicht nicht perfekt, aber dafür voller Liebe war. Denn am Ende zählt nicht, ob der Stern gerade hängt oder glänzt wie im Katalog – sondern wer ihn gemacht hat und warum er da oben strahlt.

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